13.07.2020 |
Kindesmissbrauch und häusliche Gewalt – Prävention und Opferhilfe
Die Liberalen Frauen des Bezirksverbands Aachen hatten zu diesem Thema den Weissen Ring zu Gast
Vieles stand in der letzten Zeit zu diesen Themen in der Presse. Die Liberalen Frauen wollten sich aus erster Hand informieren und hatten Paskal Laskaris vom Weissen Ring (Leiter der Außenstelle Düren-Jülich) eingeladen. Die Veranstaltung, die am Indemann stattfand, war gut besucht und fand großes Interesse. Aus dem Bundestag war Katharina Willkomm MdB zu Gast und konnte viele Informationen mitnehmen.
Nach der Begrüßung der Gäste durch die Bezirksvorsitzende der Liberalen Frauen, Andrea Wolff, übernahm Paskal Laskaris das Wort und berichtete über die zahlreichen ehrenamtlichen Aufgaben des Weissen Rings, der sich ausschließlich aus Spendengeldern und Nachlässen finanziert.
Wenn ein Verbrechen passiert, kann sich jedes Opfer unter der bundesweiten Rufnummer 116 006 an den Weissen Ring wenden. Hier wird nicht nur dafür gesorgt, dass psychologische Hilfe schnellstmöglich organisiert wird, auch finanzielle Hilfen sind möglich. Im Kreis Düren, wie überall, ist nicht gewährleistet, dass eine schnelle, psychologische Betreuung organisiert werden kann. Bis man einen Termin bekommt, kann es lange dauern. Der Weisse Ring ist in der Lage zügig Hilfe anzubieten über Psychologen und in Zusammenarbeit mit der LVR-Klinik in Düren und dem Krankenhaus in Birkesdorf, dem SPZ.
Viele Ausführungen von Herr Laskaris bedrückten die Teilnehmer und machten bewusst, wie viel Leid verborgen bleibt. Dank seiner Hinweise, worauf man z. B. bei Kindern achten soll, wie bedeckende Kleidung im Sommer, kann mehr Aufmerksamkeit auf diese Verhaltensweisen gerichtet werden. Es können zur Prävention für Kinder im Grundschulalter pixi-Bücher bestellt werden, die kindgerecht erklären, wie Kinder sich in Situationen, wo sie sich von Erwachsenen bedrängt fühlen, verhalten sollen. Sie heißen „Lena sagt Nein!“ und „Ben sagt Nein!“ und können unter www.weisser-ring.de bestellt werden. Gerne kommen auch Ehrenamtler vom Weissen Ring in die Schulen und Kindergärten.
Bei häuslicher Gewalt gegen Frauen berichtete er, wie schwierig es ist, Frauen aus den Fängen einer solchen Situation zu befreien. In Düren gibt es keine Frauenhäuser. Der Weisse Ring ist auf Hotels angewiesen, in denen sie Frauen in Not unterbringen können. Dies ist ein Punkt, der dringend angegangen werden muss. Oftmals müssen Frauen aus dem Kreis Düren in ein Frauenhaus nach Mönchengladbach gebracht werden. Die räumliche Distanz kann aber auch die Frauen vor Verfolgung schützen. Für akute Notfälle werden aber dringend Frauenhäuser, mit entsprechend geschultem Personal, vor Ort benötigt. Ein Hotel ist hier keine Lösung.
Durch den Lockdown wegen Corona ist es in den größeren Städten zu mehr Fällen häuslicher Gewalt gekommen. Dies konnte für den Kreis Düren bislang nicht festgestellt werden. Die Frage nach mehr Missbrauchsfällen konnte nicht abschließend geklärt werden. Die Vermutung liegt nahe, dass es durch den Lockdown nicht zu mehr Fällen gekommen ist, diese aber durch die Schließungen der Kindergärten und Schulen nun weniger aufgefallen sind.
Auch Männer sind Opfer und müssen betreut werden. Die Zunahme körperlicher Gewalt ist erschreckend. Oftmals sind es Überfälle zu später Stunde. In Düren meist am Bahnhof. Hier muss dringend für mehr Sicherheit gesorgt werden und die entsprechenden Maßnahmen getroffen werden.
Die Liberalen Frauen waren sich mit den Teilnehmern einig, dass mehr für die Prävention getan werden muss. In den Kindergärten, den Schulen und im Austausch mit den Eltern. Über vieles wird noch immer geschwiegen. Die Opferhilfe muss verbessert werden.