26.04.2019 |
Grußwort zum 70. Bundesparteitag der FDP
„Was die Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“ Diese Worte gehörten zur ersten Rede, die eine gewählte Abgeordnete, Marie Juchacz, in einem deutschen Parlament, der damaligen Nationalversammlung, gehalten hat. – Einen Monat zuvor durften zum ersten Mal Frauen als Wählerinnen und Kandidatinnen an einer Wahl teilnehmen. Von diesem Recht machten damals 80 % der wahlberechtigten Frauen Gebrauch. 300 Frauen stellten sich zur Wahl und von den letztlich 423 gewählten Abgeordneten der Nationalversammlung waren 37 Frauen. Seitdem sind 100 Jahre vergangen, 100 Jahre, in denen es Normalität geworden ist, dass Frauen in der Politik ihre Stimme erheben, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gestalten. Ist das so? Wirklich?
Ja, es wurde viel erreicht. Doch der Prozess um die Gleichstellung ist noch lange nicht abgeschlossen. Frauen nehmen ihr aktives Wahlrecht etwa so häufig wahr wie Männer. So lag die Wahlbeteiligung bei der letzten Bundestagswahl bei den Männern bei 77 %, bei den Frauen bei 76,6 %. Einen wesentlichen Unterschied jedoch findet man bei den gewählten Vertretern – ob auf kommunaler, Landes-, Bundes- oder auch EU-Ebene. Nur ein Drittel der Abgeordneten in Deutschen Parlamenten ist weiblich, Tendenz eher fallend. Ein Bild, welches sich nur allzu oft auch in Gemeindesälen, Bürgermeisterstuben und Landratsämtern wiederholt. Schauen wir auf das Beispiel Oberbürgermeisterinnen: vergleicht man die Städte über 100.000 Einwohner, so fiel der Anteil der Frauen in diesem Amt von 17,7 % im Jahr 2008 auf 8,2 % im Jahr 2017. Ja, eine der Ursachen ist auch der geringe Anteil von Frauen in Parteien. – Es ist richtig und wichtig, Wege zu suchen und zu beschreiten, diesen Anteil maßgeblich zu erhöhen. Genauso wie es richtig und wichtig ist, Frauen bei ihrer Bewerbung um Amt und Mandat zu unterstützen, Talente zu fördern und zu ermutigen. Das gilt auch besonders für unsere FDP, hier können und müssen wir noch viel stärker daran arbeiten. Dazu gibt es am Ende des Tages nicht das EINE Instrument, nicht die EINE Lösung.
Ziel muss es sein, eine liberale, attraktive zukunftsgewandte Politik zu gestalten, eine lebendige Partei zu sein, die Männer und Frauen begeistert. Dieses Ziel können wir nur gemeinsam erreichen. Die Bundesvereinigung der Liberalen Frauen unterstützt die Bemühungen der FDP, den Anteil von Frauen in der Partei wie auch im Amt und Mandat zu erhöhen – und ermutigt jede Frau: „Machen Sie mit! Erheben Sie ihre Stimme! Unsere Demokratie – unsere Partei braucht die Vielfalt der Köpfe – der Ideen – wir brauchen Sie!“